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Aus dem Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt:
Einleitung


Die Zukunft ist offen, wir aber wollen sie gestalten. Gegründet im Jahr 1919, finden sich in der Arbeiterwohlfahrt auch heute Mitglieder, Engagierte und Mitarbeitende zusammen, um gemeinsam für eine solidarische und gerechte Gesellschaft zu streiten. Mit diesem Anspruch schreiben wir unsere Geschichte als unabhängiger und eigenständiger Mitgliederverband fort. Unsere Strukturen und Aktivitäten richten sich dabei an den Bedürfnissen der Menschen und unseren politischen Zielen aus. Unser Handeln wird bestimmt durch unsere Grundwerte und unsere Verpflichtung gegenüber der Würde des Menschen: Wir akzeptieren weder Armut noch Ausgrenzung und wirken daran mit, den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.

Das Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt ist die zentrale programmatische Orientierung für den gesamten Verband. Es ist in seinen Überzeugungen fest verwurzelt in unserer Geschichte als Teil der Arbeiterbewegung und weiß um die historische Aufgabe dieses Verbandes. Das Programm dient dazu, sich der eigenen Grundwerte zu vergewissern und diese vor dem Hintergrund der aktuellen und kommenden Herausforderungen zu interpretieren. Es geht uns um eine Standortbestimmung und um einen Beitrag zur innerverbandlichen, aber auch zur gesellschaftlichen Debatte über das Fortkommen der Gesellschaft. Zugleich ist es eine Selbstverpflichtung, das eigene Handeln unentwegt kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen.

Die politischen Veränderungen und Umbrüche in der Welt, in Europa und Deutschland geben uns Gründe genug, unsere Positionen zu verdeutlichen. Seit der Verabschiedung des letzten Grundsatzprogramms im Jahr 1998 haben große Sozialreformen die Politik bestimmt, die die soziale Situation vieler Menschen verschlechtert haben und bis heute verunsichern. Die Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2007/2008 sowie die Eurokrise ab dem Jahr 2010 und die daraus gezogenen falschen politischen Konsequenzen haben das Vertrauen in die politischen Akteure erschüttert und den Glauben an eine soziale und gerechte Ausgestaltung unseres Wirtschaftssystems infrage gestellt. Darüber hinaus stellen nicht erst seit der Geflüchtetensituation im Jahr 2015 Rechtspopulist*innen und -extremist*innen die gelebte Vielfalt infrage und bedrohen unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat. Wir stellen uns diesen Entwicklungen entgegen und streiten für eine Gesellschaft, die die*den Einzelne*n achtet, sozial absichert und das Gemeinwohl fördert. Wir sind überzeugt, dass die menschenwürdige soziale Absicherung für eine zukunftsfeste Ausgestaltung unserer Gesellschaft und der Europäischen Union unerlässlich ist. Für diese Überzeugung setzen wir uns alleine und im Verbund mit der Freien Wohlfahrtspflege sowie Organisationen ein, die unsere Grundwerte teilen. Und so ist dieses Grundsatzprogramm nicht zuletzt auch eine Einladung, sich der Arbeiterwohlfahrt anzuschließen und mit uns die Gesellschaft zu gestalten: für Freiheit, für Gleichheit, für Gerechtigkeit, für Solidarität und für Toleranz im 21. Jahrhundert.

Berlin, den 14. Dezember 2019.

Quelle: Grundsatzprogramm AWO 2019     © AWO Bundesverband e.V.